Projekt des Monats

Erneuerbare Energien und Artenvielfalt - Schnellwachsende Baumarten und ihr Potenzial zum Schutz von Insekten

Abbildung 1: Aussortieren der Tag- und Nachtfalter aus einer Alkoholprobe. (Foto: Lara Hoffmann)

Es ist Anfang Juni und der Sommer naht! Doch mit den steigenden Temperaturen und Sonnenstunden erwartet die Biologinnen und Biologen nicht der Urlaub, sondern viele Arbeitsstunden draußen an der frischen Luft – und zwar in Form von wissenschaftli-cher Feldarbeit.

Jetzt haben die Insekten Hochsaison und können damit auch besonders gut beobachtet, gefangen und analysiert werden. So wie in der Arbeitsgruppe „Interdisziplinärer Umweltschutz“ von Professor Dr. Stefan Stoll.

Dort läuft aktuell eine Promotionsarbeit von Lara Hoffmann, die erneuerbare Energien am Umwelt-Campus studiert hat, und sich im Kern der Frage stellt, wie Biomasseanbau und der Schutz der Artenvielfalt zusammen optimal funktionieren können.

Mit dem klassischen Biomasseanbau (z. B. Maisanbau) zur Energiegewinnung verbindet man in der Regel Monokulturen, die aufgrund ihrer fehlenden Pflanzenvielfalt und des Düngemittel- und Pestizideinsatzes der Insektenvielfalt nicht zuträglich sind und den Artenverlust in der Agrarlandschaft noch beschleunigen. Doch der Biomasseanbau in Form von Holz durch Landwirte kann hier Abhilfe schaffen und Artenvielfalt und Energieerzeugung Hand in Hand gehen lassen.

Um zu ergründen, welchen Mehrwert der Holzanbau in der Agrarlandschaft in Form sogenannter Kurzumtriebsplantagen (schnellwachsenden Baumplantagen mit Pappeln) für Insekten hat, führt die Doktorandin dort verschiedene innovative Insektenerhebungen durch. Die Ergebnisse werden anschließend mit weiteren Erhebungen an Wald- und Feldstandorten (Maisfeldern) verglichen. Sie vermutet, dass die Plantagen als „Insel der Ruhe“ in der heute sehr ausgeräumten Agrarlandschaft, mit nur noch wenigen Hecken und Ackerrandstreifen, den Insekten als Überwinterungsplatz, als Nahrungsquelle und Lebensraum dienen können. Sie können ihnen auch einen Rückzugsort bieten, in dem weder gedüngt noch gespritzt wird. Die Plantagen werden nach sieben bis neun Jahren geerntet und wachsen danach wieder nach. Die Holzhackschnitzel können von den Landwirten entweder selbst verheizt oder gewinnbringend verkauft werden.

Bei den Erhebungen kommen insgesamt verschiedene Fallentypen und Methoden zum Einsatz. Ein Highlight sind die hängenden Malaisefallen aus den USA, die im Kronendach der Bäume befestigt werden, um diejenigen Fluginsekten zu erfassen, die sich in diesen hohen Zonen aufhalten. Außerdem werden Raupenfallen und Farbschalen eingesetzt. Ebenso geplant ist ein Überflug der Plantagen mit einer Drohne, an der ein Kescher befestigt ist. Durch den Auftrieb der Drohne werden die Insekten in den Kescher gedrückt und können danach in Alkohol konserviert werden.

Die Alkoholproben werden anschließend im Ökologielabor am UCB durchgesehen, um insbesondere die Falter- und Schwebfliegenarten zu bestimmen und zu zählen. Danach werden die Insektenproben ins DNA-Metabarcoding geschickt. Dort werden verschiedene DNA-Sequenzen aus der Probe bestimmt und Arten zugeordnet. Das Ergebnis ist eine Liste mit denjenigen Insektenarten, die in der jeweiligen Probe - und damit am jeweiligen Standort - zu finden waren.

Abbildung 2: Alkoholprobe mit Insekten aus einer Malaisefalle. (Foto: Lara Hoffmann)
Abbildung 3: Probemontage einer hängenden Malaisefalle am UCB (Foto: Wolfram Remmers)
Abbildung 4. Gerüst für eine hängende Malaisefalle im Wald. Foto: Wolfram Remmers)
Abbildung 5: Pappel-Kurzumtriebsplantage von innen (Foto: Lara Hoffmann)