Pressemitteilung

Rollt Wasserstoffbus bald durch Nationalpark?

5,5-Millionen-Euro-Pilotprojekt am Umwelt-Campus geplant – Bei Bewilligung fließt ein 100-Prozent-Zuschuss vom Bund

Hoppstädten-Weiersbach. Mit einem weiteren Klimaschutz-Modellprojekt will der Umwelt-Campus Birkenfeld (UCB) seinen durch das sogenannte Green-Metric-Ranking anerkannten Status als „grünste Hochschule Deutschlands“ festigen und ausbauen. Das entscheidende Element bei diesem Vorhaben ist Wasserstoff (H2). Das Konzept dieses Vorhabens sieht unter anderem vor, dass irgendwann ein mit dieser Zukunftstechnologie angetriebener Null-Emissions-Bus seine Runden durch die Nationalparkregion dreht.
„Damit hätten wir ein Alleinstellungsmerkmal, mit dem sich prima Werbung machen lässt und das für die Förderung des nachhaltigen Tourismus in unserer Region stehen würde“, erläutert Prof. Dr. Peter Heck. Der Chef des am Campus angesiedelten Ifas-Instituts hat kürzlich zusammen mit Prof. Dr. Gregor Hoogers, dem Leiter des ebenfalls am UCB stationierten Kompetenzzentrums Brennstoffzelle, erstmals das H2-Projekt im Birkenfelder VG-Rat vorgestellt.
Die VG wird einer der Kooperationspartner bei diesem Vorhaben sein, das zu 100 Prozent aus Fördermitteln der Nationalen Klimaschutzinitiative des Bundesumweltministeriums und eines Konjunkturpakets des Bundes zum Ausbau und zur Forschung von Wasserstofftechnologie finanziert werden soll. Der etwas sperrige Arbeitstitel für das Pilotprojekt lautet „H2-Campus: Energieautarker Umwelt-Campus als Inkubator einer nachhaltigen Wasserstoffstrategie für die Nationalparkregion Hunsrück-Hochwald“. Die damit verbundene Gesamtinvestition beziffert Heck auf rund 5,5 Millionen Euro. Die Projektskizze wurde bereits 2020 eingereicht, und es gab im Herbst bereits eine positive Rückmeldung des Zuschussgebers. Dieser hat die Verantwortlichen des Vorhabens nun dazu aufgefordert, bis zum 15. Januar einen formellen Antrag zu stellen. Wenn dann später die erhoffte Bewilligung erfolgt ist, läuft die Förderung über einen Zeitraum von vier Jahren, informiert Heck.

Energieträger der Zukunft
Der UCB könnte somit zum ersten Hochschulstandort in Rheinland-Pfalz mit einer umfassenden H2-Strategie werden, an dem Technologie, Forschung und Lehre räumlich gebündelt stattfinden, erklären Heck und Hoogers. Grüner Wasserstoff ist der Energieträger der Zukunft, sind die beiden Professoren überzeugt. Deshalb geht es bei dem Pilotprojekt unter anderem
darum, H2 als Speichermedium für erneuerbare Energien zu nutzen und die Potenziale dieses Elements für die Themen Verkehr und Mobilität stärker zu fördern. Bekanntlich gelten Brennstoffzellenautos mit Wasserstoff als saubere Alternative zu Pkw mit Verbrennungsmotoren, und es werden dieser technischen Innovation gute Zukunftsaussichten attestiert.
Auf dem Gelände des Umwelt-Campus wurden im Zusammenhang mit dem Projekt Null-Emissions-Mobilitätszentrum (Nemo), das erst kürzlich mit dem Deutschen Solarpreis 2020 ausgezeichnet wurde, in Sichtweite des Kommunikationsgebäudes drei Carportreihen mit Solardächern – sie haben eine Gesamtleistung von 96 Kilowatt- Peak – sowie ein Batteriespeicher (Leistung 80 Kilowattstunden) und Ladesäulen für E-Autos aufgestellt.
Nun sollen im Zusammenhang mit dem Wasserstoffprojekt unter Federführung des Landesbetriebs Liegenschafts- und Baubetreuung (LBB) an vier weiteren großen Parkplatzflächen zusätzliche Solarcarports mit einer Leistung von circa 850 Kilowatt-Peak und ein Batteriespeicher mit einer Leistung von 650 Kilowattstunden installiert werden. Der durch die Fotovoltaikanlagen erzeugte überschüssige Strom soll laut Konzept mithilfe sogenannter Elektrolyseure in Wasserstoff umgewandelt werden. Dieser wird gespeichert, um zwei Zwecken zu dienen. Zum einen erfolgt mittels Brennstoffzelle eine Rückverstromung, die für die autarke Energieversorgung am Campus genutzt werden kann. Zum anderen soll damit eine H2-Wasserstofftankstelle betrieben werden, die nicht nur der eingangs geplante H2-Nationalparkbus, sondern auch externe Nutzer ansteuern können. Das Projekt soll zudem Kernzelle für ein  Wasserstofftestund Anwendungszentrum sein. Hintergrund dabei ist unter anderem, dass im nahen Homburg/Saar die bekannten Automobilzulieferer Bosch und Schaeffler bis circa zum Jahr  2024 Brennstoffzellenfertigungslinien aufbauen wollen. „Das wären natürlich auch interessante Partner für uns“, betonte Prof. Hoogers.

Lob von drei Landtagskandidaten
Nach der Präsentation im Birkenfelder Verbandsgemeinderat gab es zwar einige Nachfragen in technischer Hinsicht, der Tenor war aber grundsätzlich positiv. So betonten mit VG-Chef Bernhard Alscher (FW), Miroslaw Kowalski (CDU) und Hans Jürgen Noss (SPD), die alle dem Gremium angehören, gleich drei Direktkandidaten im Wahlkreis 23 für die anstehende Landtagswahl, dass sie
die Verwirklichung dieses Pilotprojekts am Umwelt-Campus sehr begrüßen würden.

(Autor: Axel Munsteiner / Nahe-Zeitung vom 05.01.2021, Seite 15)

„Mit (freundlicher) Genehmigung der Rhein-Zeitung“

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