Die Erfassung und Überwachung von Füllständen spielt in vielen Bereichen eine zentrale Rolle, beispielsweise in der Abfallwirtschaft, bei Lager- und Logistikprozessen oder in industriellen Anwendungen. Hierbei geht es darum, rechtzeitig erkennen zu können, wann ein Behälter geleert oder weiterverarbeitet werden muss, um Ressourcen effizient zu nutzen und unnötige Leerfahrten zu vermeiden. Eine präzise und gleichzeitig kostengünstige Füllstandsermittlung ist daher für moderne, vernetzte Systeme von großem Interesse.
Der hier vorgestellte Intelligente Abfallbehälter nutzt hörbare akustische Signale, um den aktuellen Füllstand zu bestimmen. Ein Sinussignal, dessen Frequenz über die Zeit ansteigt (Sweep), wird in den Behälter gesendet. Anschließend erfasst ein Mikrofon sowohl das direkt eintreffende Signal als auch die Reflexionen innerhalb des Behälters. Auf Basis dieser Aufzeichnungen wird mithilfe eines speziell hierfür entwickelten KI-Modells namens SIREC (Sonic Impulse Response Ensemble Classifier) der Füllstand vorhergesagt. Die Besonderheit hierbei ist, dass die gesamte Auswertung lokal auf einem kostengünstigen ESP8266-Board erfolgen kann und damit keine aufwendige Server-Infrastruktur notwendig ist.
Hier geht's zur Veröffentlichung.
Hier geht's zum GitLab.
Der Versuchsaufbau besteht im Wesentlichen aus folgenden Komponenten:
In der Evaluation wurde das gesamte Konzept an einem realen Abfallbehälter getestet, indem sowohl Stroh als auch Karton als Füllmaterial verwendet wurden. Ziel war es, den Füllstand in fünf Klassifikationsstufen vorherzusagen: 0%, 25%, 50%, 75% und 100%. Im Vergleich von 15 KI-Algorithmen zeigte sich, dass SIREC hinsichtlich der Genauigkeit den ersten Platz mit einer Trefferquote von über 90% belegte. Darüber hinaus wurde die Energieeffizienz von SIREC untersucht, wobei festgestellt wurde, dass es im Vergleich zu ähnlich aufgebauten Architekturen teilweise deutlich energieeffizienter arbeitet. Es gab jedoch auch Algorithmen, die noch energieeffizienter waren, allerdings mit Abstrichen bei der Genauigkeit.
Neben der Abfallwirtschaft lässt sich das Konzept auch auf andere Szenarien übertragen, bei denen die Erfassung von Innenraumeigenschaften über Reflexionssignale im Vordergrund steht. So wurde der Ansatz bereits erfolgreich an kleineren Behältertypen sowie für das Thema Schallortung getestet. Die erzielten Ergebnisse waren vergleichbar überzeugend, was darauf schließen lässt, dass sich diese akustische Reflexionsmethode allgemein für Zustandsüberwachungen in verschiedenen Bereichen eignet.
Sie verlassen die offizielle Website der Hochschule Trier