COVID-19 Prävention: CO2-Messung und bedarfsorientierte Lüftung

Es ist Pandemie und wir nutzen eine der schärfsten Waffen nicht - Digitalisierung. Warum nicht? (Datenlage Schule nein, Kontaktverfolgung nein, Impftermine nein, Homeoffice nunja, Einzelhandel/Kultur/Kneipe nein...) verdammt wir könnten damit soviel bewegen?!

Wir sollten die Pandemie als „Disruption“ sehen und damit verstehen, welche Chance hier liegt uns nachhaltig als Gesellschaft zu verändern. Es betrifft Alle, es wird kein „zurück zum Alten“ geben.

Unser Ansatz: MINT-Aufklärung und digitale Tools nutzen - Selbstbau einer CO2-Ampel!

Ein CO2-Messgerät gehört in jeden Klassenraum und in jeden Hörsaal, entweder käuflich erworben, oder noch besser, gleich selbst gebaut. Denn beim Selbstbau lernen wir viel über Physik, Biologie, Chemie, sowie Informatik und können sogar weitere Features integrieren, die kaum ein Standardgerät bietet. Eine Expertengruppe der Swiss National COVID-19 Science Task Force hat die Potentiale der CO2-Messung aus wissenschaftlicher Sicht zusammengefasst. Die IoT2-Werkstatt ermutigt das Bildungssystem, sich selbst zu helfen. Wir unterstützen euch hier mit Bauanleitung  und wissenschaftlichen InformationenWeitere Tipps und Nachbauprojekte im ganzen Bundesgebiet findet ihr im Twitter von Guido Burger 

Aktuelle Mutationen lassen eine höhere Ansteckungsgefahr und impfresistente Virenstämme befürchten, auch Kinder und Jugendliche beeinflussen das Infektionsgeschehen. Beides keine guten Nachrichten für die Gesellschaft und fürs Bildungssystem. Fest steht: Aerosole spielen eine große Rolle bei der Übertragung in Innenräumen. Aerosole können wir nicht messen, wohl aber CO2 als Surrogatmarker. Zu wenig lüften erhöht das Erkrankungsrisiko, zu viel lüften schadet der Umwelt.  Das Video des ScienceLabs der TH Rosenheim fasst die wissenschaftlichen Hintergründe sehr anschaulich zusammen. Mit diesem Mitmachprojekt zur bedarfsorientierten Lüftung möchten wir die Initiative ergreifen, um die Virusausbreitung zu reduzieren und zugleich den Klimaschutz zu würdigen. 

Auch nach der Pandemie hilft uns zielgerichtetes Lüften dabei, schleichende Ermüdungsprozesse im Unterricht zu stoppen. Denn hohe CO2-Werte reduzieren auch die Aufmerksamkeit und das Lernverhalten der Schülerinnen und Schüler. Hier konkrete Ergebnisse aus verschiedenen Studien:

  • Schlechte Luft reduziert die Aufmerksamkeit um bis zu 5%
  • Gute Lüftung erhöht die schulischen Testergebnisse in Mathematik und Lesen um 2 bzw. 3 %
  • Ein Anstieg um 100 ppm CO2 erhöht die krankheitsbedingte Abwesenheit um etwa 0,4 Tage/Jahr.

Können wir uns das leisten?

Nutzt die IoT2-Werkstatt, informiert euch über die Hintergründe (Linkliste), entwickelt eigene Ideen, baut selbst. Nicht nur in Zeiten der Pandemie sind diese Skills von herausragender Bedeutung (KI, SmartCity, Spektrometer, Pegelmessung Starkregen, Feinstaub und vieles mehr) . Aber Schritt für Schritt:

Was hat die CO2 - Konzentration in Innenräumen mit Corona-Ansteckungsraten zu tun?

Woher stammt das in Innenräumen befindliche Kohlendioxid?

Richtig, es stammt aus der Ausatemluft der Personen, die sich in den Innenräumen aufhalten. Jeder Mensch atmet pro Minute etwa 8-10 Liter Luft aus, die dort im intensiven Kontakt mit dem Lungengewebe gestanden hat. Die ausgeatmete Luft enthält deshalb neben CO2 (4 % = 40.000 ppm) auch winzige Flüssigkeitströpfchen (Aerosole), die aufgrund ihrer Größe für längere Zeit in der Luft schweben können. Ist die jeweilige Person mit dem Virus infiziert, so enthalten diese Tröpfchen auch Viruspartikel. Bei Aerosol-Sinkgeschwindigkeiten von wenigen Metern pro Stunde (Quelle) und Abnahme der biologischen Virus-Infektionsaktivität mit einer Halbwertszeit von ca. 2.7 Stunden (Quelle) bleibt die Raumluft längere Zeit belastet. Atmet ein gesunder Mensch diese kontaminierten Tröpfchen ein und überschreitet die darin enthaltende Anzahl an Viruspartikel eine minimale Infektionsdosis, so wird die Krankheit übertragen. Über 200 Wissenschafterinnen und Wissenschaftler appellierten kürzlich an die WHO, luftgebundenen Übertragungswege bei SARS-CoV-2 ernster zu nehmen (Morawska & Milton, 2020). Die CO2-Messung bietet eine kostengünstige Lösung zur Einordnung des aktuellen Risikos durch potentiell infektiöse Aerosole.

Befinden wir uns mit mehrerern Personen in einem Raum, so liefert die Messung der CO2-Konzentration ein Maß dafür, wieviel Prozent der von uns eingeatmeten Luft aus bereits ausgeatmeter Luft anderer Menschen besteht. Die Massenbilanz zeigt, dass eine gemessene CO2-Konzentration von ca. 1200 ppm (parts per million) bedeutet, dass fast 2% der Luft im Raum bereits mindestens einmal Lungenkontakt hatte [Rudnick&Milton, 2003]. Anschaulich kann man feststellen, dass jeder 50.te Atemzug den eine Person in diesem Raum tätigt, aus schon einmal ausgeatmeter Luft besteht. Über das sich daraus ergebene konkrete Corona-Infektionsrisiko wollen wir nicht spekulieren, es hängt von verschiedenen Faktoren ab, die zur Zeit noch intensiv erforscht werden Das MPI Chemie in Mainz bietet hierzu einen interaktiven Risk-Calculator. Ein Risikofaktor ist sicher die Anzahl von weiteren Personen im selben Raum, das lokale Pandemiegeschehen und die Strömung der Luft. Dem Problem, wie viele Personen sich überhaupt im Raum befinden, werden wir am Ende dieser Anleitung messtechnisch nachgehen (WiFi-Pax-Counter). Insgesamt gilt natürlich: Ist keine der im Raum befindlichen Personen infiziert, so besteht auch bei hohen Konzentrationen kein Infektionsrisiko.

News

Campus Gestaltung, Edelstein und Schmuck, News, Event

Campus Edelstein und Schmuck präsentiert sich beim Legnica Silver Festival 2025

Der Campus Edelstein und Schmuck der Hochschule Trier zeigt beim Legnica SILVER Festival 2025 die kreative Vielfalt zeitgenössischer Schmuckkunst aus Idar-Oberstein.

Die Hochschule Trier, Campus Edelstein und Schmuck, ist in diesem Jahr erneut auf dem renommierten Legnica SILVER Festival in Polen vertreten. Die traditionsreiche Veranstaltung in der historischen Stadt Legnica – gelegen im Südwesten des Landes – zählt zu den bedeutendsten internationalen Foren für zeitgenössische Schmuckkunst in Europa.

Legnica, eine Stadt mit polnischen, tschechischen und deutschen Einflüssen, blickt auf eine lange Geschichte im Edelmetallabbau zurück. Die Region ist reich an Gold-, Silber- und Kupfervorkommen, die bis heute in Bergwerken und Schmelzhütten verarbeitet werden. Die Region wurde während der russischen Besatzung fast vollständig von der Außenwelt abgeschottet und die gewonnenen Metalle wurden im Wesentlichen beschlagnahmt und abtransportiert. Seit der durch die Gewerkschaft Solidarnosc erkämpften Demokratisierung und Herauslösung aus dem Ostblock – die polnische Freiheitsbewegung hat wesentlich zur Auflösung des Warschauer Paktes und der russischen Diktatur beigetragen – gibt es auch in Legnica wesentliche Änderungen in der Förderung des modernen Schmucks.

Die lokale Galeria Sztuki hat sich seit knapp vier Jahrzehnten auf die Präsentation und Förderung zeitgenössischen Schmucks spezialisiert – mit einem besonderen Fokus auf Arbeiten aus Silber. Das Legnica SILVER Festival, das jedes Jahr im Mai stattfindet, bildet den Höhepunkt dieser Aktivitäten. Neben Ausstellungen organisiert die Galerie Wettbewerbe, Seminare, Schmuck- und Modenschauen sowie Workshops, die ein internationales Publikum anziehen. Insbesondere das polnische Ministerium für Kultur und nationales Erbe und die Stadt Legnica fördern das Festival, aber auch viele der kleineren und größeren Firmen aus der Metall- und Schmuckbranche haben die Relevanz des Festivals für die Schmuckbranche verstanden und beteiligen sich wesentlich an der außerordentlich großen Zahl an Preisen, die jährlich während des Festivals vergeben werden.

Langjährige Partnerschaft mit Legnica

Der Campus Edelstein und Schmuck der Hochschule Trier pflegt seit 2006 eine enge Zusammenarbeit mit dem Festival und der Galerie. Die Partnerschaft begann mit einer ersten Ausstellung und hat sich seither kontinuierlich vertieft. Zahlreiche Studierende und Absolvent*innen wurden im Rahmen des Festivals für ihre Arbeiten ausgezeichnet oder nominiert – ein Beleg für die hohe künstlerische Qualität der Ausbildung in Idar-Oberstein.

Zu den prämierten Alumni zählen unter anderem Stefanie Morawetz (BFA), Nikita Kavryzhkin (MFA), Iris Hummer (MFA), Silvia Bellia (MFA), Felicia Mülbaier (MFA), Sharareh Aghaei (MFA), Yftah Avrahami (MFA), Elena Gorbunova (MFA), Alejandra Solar (MFA), Katja Köditz (MA), Taehee In (Dipl.), Ferran Iglesias Barron (MFA), Nils Schmalenbach (BA) und Silke Rehermann (Dipl.). Im vergangenen Jahr wurden sieben Studierende und Alumni für den Wettbewerb zum Thema „EMPATHY“ nominiert und in der Ausstellung präsentiert. 2025 wurde Arianaz Dehghan für den Wettbewerb zum Thema „WOW EFFEKT!“ ausgewählt.

Zwei Ausstellungen aus Idar-Oberstein

Der Campus Edelstein und Schmuck ist dieses Jahr mit zwei Ausstellungen beim Festival vertreten:

  • „ROCKstars – Live in Legnica“ zeigt eine Auswahl herausragender Arbeiten von Studierenden und Alumni, die sich dem Material Edelstein widmen. Die Schmuckstücke erzählen Geschichten – von Liebeserklärungen bis zu rebellischen Statements – und demonstrieren die kreative Vielfalt und Innovationskraft des Campus. Anlässlich der Ausstellung erscheint ein Katalog, der über den Campus Edelstein und Schmuck erworben werden kann.
  • Ausstellung der Absolvent*innengruppe AHA: Die aktuelle Absolvent*innengruppe AHA zeigt nach erfolgreichen Messeauftritten im Frühjahr ihre Abschlussarbeiten im Open Art Studio Legnica. Die beiden Ausstellungen sind den gesamten Mai über zu sehen.

Auch das Lehrenden-Team der Hochschule war des Öfteren im SILVER Festival involviert: Prof. Theo Smeets (Studiengangsleiter) sowie Carolin Denter und Tabea Reulecke, wissenschaftliche Mitarbeiterinnen, waren in der Vergangenheit Mitglieder der Festivaljury. Frühere Beiträge wie Holy Rock by ASTONISH oder Soloausstellungen von Ulrich Reithofer, Felicia Mülbaier, Nikita Kavryzhkin, Katharina Dettar und Theo Smeets unterstreichen das Engagement des Idar-Obersteiner Campus in der internationalen Schmuckszene.

Schmuckkunst im Wandel

In der Abgeschiedenheit von Idar-Oberstein, einem der weltweit bedeutendsten Zentren für Edelsteinverarbeitung, entwickeln die Studierenden im Bachelor of Fine Arts, Master of Fine Arts oder Weiterbildungsmaster ihre ganz eigenen künstlerischen Positionen. Es entstehen innovative Arbeiten, die bestehende Strukturen hinterfragen, Edelsteinästhetik neu interpretieren und gesellschaftliche Themen aufgreifen. Als ROCKstars treten sie mit Arbeiten auf, die sowohl inhaltlich als auch formal neue Maßstäbe setzen.

Das Legnica SILVER Festival ist dabei weit mehr als eine Bühne – es ist ein Raum für Begegnung, Austausch und künstlerische Weiterentwicklung. Die enge Kooperation mit der Hochschule Trier ist ein Gewinn für beide Seiten – und ein starkes Signal für die Zukunft der zeitgenössischen Schmuckkunst.

Weitere Informationen zum Legnica SILVER Festival finden Sie hier.

Weitere Informationen zu unserer Absolvent*innengruppe AHA finden Sie hier.

Wie der Infektionsgefahr vorbeugen?

Aus den Vorüberlegungen wird aber klar, dass eine gute Durchlüftung der Räume das Risiko senkt. Mehr dazu im Video von Prof. Aschaber und Prof. Krause vom ScienceLab der TH Rosenheim. Gute Durchlüftung sollte bei Versammlung einer größeren Gruppe damit eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein. Das Umweltbundesamt hat hierzu allgemeine Leitlinien zur "Gesundheitlichen Bewertung von Kohlendioxid in der Innenraumluft" und eine Sonderstellungnahme SARS-CoV-2  verfasst, an der wir uns im folgenden orientieren werden. Demnach ist eine Konzentration von bis zu 1000 ppm hygienisch unbedenklich. Eine Konzentration zwischen 1000 und 2000 ppm stuft die Leitlinie als bedenklich und alles darüber als inakzeptabel ein. CO2 ist auch ein wichtiger Indikator in der DGHK Stellungnahme zur Prävention in Schulen. Der UBA-Arbeitskreis Lüftung  empfiehlt dazu den Einsatz von CO2-Ampeln. Die DGVU (Unfallkasse) geht noch weiter und plädiert in Zeiten der Epidemie für einen Zielwert von < 1000 ppm in Klassenräumen.  Die neusten Erkenntnisse fasst der für die KMK erstellte UBA Ratgeber "Lüften in Schulen" (15.10.20) zusammen.

Lüften bedeutet nicht nur Luftaustausch, sondern im Winter auch Wärmeverluste. Eine nachhaltige Strategie sollte auch diesen Effekt berücksichtigen. Ist, wie in den meisten Schulen, keine moderne Klimatechnik mit Wärmetauscher vorhanden, so hilft nur Überwachung des CO2 und bedarfsorientiertes bzw. regelmäßiges manuelles Querlüften.

ScienceLab der TH Rosenheim

Bitte beachten Sie: Sobald Sie sich das Video ansehen, werden Informationen darüber an Youtube/Google übermittelt. Weitere Informationen dazu finden Sie unter Google Privacy.

Bedarfsorientiertes Querlüften
Infektionsschutz und Klimaschutz vereinen: Bedarfsorientiertes Querlüften.
Zeitverlauf CO2
Exemplarischer Zeitverlauf der CO2-Konzentration. Querlüftung vs. Kipplüftung. Durch richtiges Lüften lässt sich viel Heizenergie sparen.

Luftfeuchtigkeit

An dieser Stelle möchten wir auch auf einen Zusammenhang zwischen Luftfeuchtigkeit und möglichen Infektionsrisiko hinweisen:

  • Je trockener die Luft, desto schneller verdunstet das Wasser aus den Aerosolen. Kleine Tröpfchen aber bleiben länger schweben und erhöhen das Risiko.
  • Der zeitliche Verlauf (Anreicherung von Salzen im Tropfen) hat Einfluss auf die Inaktivierung des Virus. Je schneller die Verdunstung, desto höher die verbleibende Infektiösität und damit das Risiko.
  • Trockene Luft führt zur Austrocknung der Schleimhäute beim Menschen und damit zu einer erhöhten Infektanfälligkeit.

Ein Forscherteam des Leibniz-Instituts für Troposphärenforschung empfiehlt deshalb eine realtive Luftfeuchtigkeit von 40-60 % in Innenräumen. Die meisten CO2-Ampeln zeigen auch die realtive Feuchtigkeit der Raumluft an. Durch häufiges Lüften im Winter wird diese eher zu niedrig ausfallen. Eine Erhöhung lässt sich z.B. durch viele Zimmerpflanzen auf dem Fensterbrett oder einer Schale Wasser auf dem Heizkörper erzielen.  

Ein kurzer Blick hinter die Kullissen: Zum MINT Hintergrund

Obige Betrachtungen gelten für alle Innenräume, in denen sich Menschen versammeln. Das besondere Augenmerk der IoT-Werkstatt gilt aber den Klassenräumen in unseren Schulen. Hier besteht dringender Handlungsbedarf, lassen sich klassische Lüftungsempfehlungen ("Alle x Minuten Querlüften") vielerorts aus baulichen Gründen nur schwer umsetzen. Empirische Untersuchungen (Unfallkasse NRW, Fraunhofer IBP, NLGA, nochmal Unfallkasse NRW) orientieren sich deshalb oft an den oberen Grenzwerten des UBA und versuchen die Situation über Lüftungstools (Unfallkasse NRW,Fraunhofer WKI) oder Apps zu modellieren.

Hier wäre eine Kontrolle des Lüftungserfolgs und ggf. individuelle Anpassung des Zeitintervalls / der Lüftungsdauer sinnvoll. Kipplüften ist quasi wirkungslos und führt nur zu einem erhöhten Heizungsbedarf der Schule. Kommt die kältere Jahreszeit, so geraten gut gemeinte Empfehlungen auch an psychologische Grenzen. Im Forschungsprojekt REGENA haben wir feststellen können: Keiner im Raum möchte unnötig frieren - intelligente Messung statt zeitliche Steuerung ist essentiell für eine Nutzerakzeptanz.  

Wie können wir die Nutzerakzeptanz in der Schule erhöhen?

Kleine Interventionen, wie der obige Fensterhänger aus Niedersachsen, können tatsächlich die Aufmerksamkeit auf den Lüftungsprozess lenken. Noch besser aber wäre es, wenn die zugrundeliegenden Naturgesetze im Rahmen eines Selbstbauprojektes im Unterricht klar thematisiert würden. Lehrkräfte aus MINT (Mathematik, Naturwissenschaften, Informatik, Technik) können sich ebenso einbringen, wie Kolleginnen und Kollegen aus Kunst oder Ethik. Warum keine individuell gestaltete Ampel im Design der Schule?

Der Selbstbau einer CO2-Überwachungsampel fürs eigene Klassenzimmer bildet, fördert Kreativität und gibt allen Beteiligten das Gefühl, selbst etwas zur Risikovermeidung und zum Schutz der Gesellschaft beizutragen. In der Folge werden wir hier weitere Links zu den MINT-Hintergründen von COVID-19 einstellen. Wir freuen uns über jeden Hinweis zu geeigneten Quellen.

  • Physik:   Sinkgeschwindigkeit 1 µm:  10 cm / Stunde -> Tröpfchen schweben lange Zeit im Raum. Ein Video einer Forschergruppe der Universität Twente verdeutlicht die Reichweite der Tröpfchen. Wie hängt der Heizbedarf eines Klassenzimmers mit der Lüftungsstrategie zusammen, wieso darf die Luft im Raum abkühlen, die Betonwände sollten es aber nicht? Lernmaterial: "Wärmekapazität" auf studyflix.de. Eine Berliner Initiative bietet den Verleih von Messgeräten und ausgearbeitete Lerneinheiten zur schulischen Begleitung. 
  • Biologie: Virusgröße: 0.12 µm, also fürs Auge unsichtbar (Fotos, Nachweismehoden im Tweet von Marco Binder), Bestandteile eines Virus und Infektionsaktivität in Luft: Halbwertszeit 2.7 Stunden - was bedeutet das? Ausatemluft enthält höhere CO2-Konzentration als Einatemluft -> CO2 akkumuliert im Raum.  Hohe CO2-Konzentrationen haben auch Einfluss auch auf das Gehirn (Konzentrationsleistung). Das Lehrmaterial "Frische Luft für frisches Denken" der Landesunfallkasse Niedersachsen verdeutlicht: Die Aufmerksamkeit reduziert sich um bis zu 10%. Wie funktionieren PCR-Test-Kits für SARS-COV-2? Lässt sich die LAMP-Hardware dafür vielleicht sogar selber bauen und im Unterricht demonstrieren?.
  • Chemie:  Messung der CO2-Konzentration aufgrund IR-Absorption. Lehrmaterial: Unterrichtsvorbereitung und Veröffentlichungen der LMU München und PH Ludwigsburg. Oder beim Spektrometer der IoT-Werkstatt. Warum führt Lüften im Winter eigentlich zu trockner Luft? Aufklärung schafft die Chemie-Schule.
  • Mathe:   Massenbilanz CO2 -> Eine einfache Rechnung zeigt: bei 1200 ppm wurden fast 2 % der Raumluft schon einmal ausgeatmet. (1.200 ppm gemessen minus 400 ppm Basiskonzentration Frischluft ergibt 800 ppm zusätzlich. Das sind 2 % von 40.000 ppm der Ausatemkonzentration). Wie kann man die Wirkung von Mund- Nasenbedeckungen mathematisch beschreiben? Eine interaktive Webseite von Aatish Bhatia und Henry Reich gibt Aufschuß über "Maskenmathematik" und zeigt: Masken wirken doppelt! Die PH Freiburg hat eine tolle Aufgabensammlung zur Mathematik rund um Corona entwickelt.
  • Informatik: Algorithmus der Ampel (geschachtelte Fallunterscheidung). Simulation des Infektionsverlaufs mittels einfacher Ausbreitungsmodelle. Was bewirkt die von uns erreichte Reduktion der Ansteckungsgefahr für die Gesellschaft? Hier gibt es bereits eine tolle Lerneinheit von Marcel Salathé und Nicky Case.
  • Technik:   Mikrocontrollerboards mit Sensorik im Maker-Space. Kosten ~ 100 bis 200 € pro Device (siehe unten). Wie funktioniert Klimatechnik, was macht ein HEPA-Luftfilter, wie wirken UV-Lampen oder eine Wärmerückgewinnung?
  • Nachhaltigkeit

    Richtiges Lüften schont die Umwelt, spart Heizkosten und mindert CO2-Emmissionen. In einem Einfamilienhaus lassen sich so 165 Euro pro Jahr sparen und 560 kg CO2 vermeiden.Die meiste Energie ist nämlich in den Wänden und im Inventar der Klasse gespeichert. Kipplüften führt dazu, dass sich auch die Wände abkühlen und später wieder aufgeheizt werden müssen. Beim Querlüften wird nur die Luft ausgetauscht, deren Energiegehalt aufgrund der niedrigen spez. Wärmekapazität deutlich geringer ist.

Selbstbau einer Risiko-Ampel

Im Folgenden wollen wir eine IoT-Anwendung bauen, um das Infektionsrisiko in Innenräumen zu quantifizieren und in Form einer Risiko-Ampel zu visualisieren. Zeigt die Ampel gelb oder rot, ist es Zeit, die Fenster zu öffnen, oder den Raum zu verlassen. (Natürlich setzen sich die Aerosole aufgrund der Schwerkraft irgendwann ab, ein nichtbelüfteter Raum mit "schlechter Luft von gestern" ist vielleicht harmlos, aber darauf wollen wir es natürlich nicht ankommen lassen).

Dazu benötigen wir einen Sensor für die CO2-Konzentration. Typisches Messverfahren für Kohlendioxid ist die Infrarot-Absorption. Hier gibt es viele verschiedene Modelle auf dem Markt, teilweise mit analogem Ausgang, so dass ein Anschluss an den Octopus einfach mit dem AnalogRead-Baustein erfolgen kann. Zur Anzeige bietet der Maker-Bedarf verschiedene Optionen. Ob Ampel, Zahlenwert, oder Textausgabe: Die grafischen Blöcke der IoT2-Werkstatt bieten maximale Flexibilität bei der Prgrammierung. Der eigenen Kreativität sind praktisch keine Grenzen gesetzt.

Zum Bau sind nur wenige Schritte notwendig. Wie das genau geht, zeigen wir euch hier Schritt für Schritt.

Hinweis: Unsere Selbstbau-Ideen basieren auf der Hardware des IoT-Octopus oder des Adafruit Feather HUZZAH ESP8266. Unsere IoT-Werkstatt bietet aber auch die ideale Plattform für alle anderen esp8266 basierten Systeme (NodeMCU, Wemos D1). Den dazu notwendigen Schaltplan des Octopus gibt es hier. Leider ist der Weltmarkt an Bauteilen mittlerweile fast leergefegt. Guido Burger bietet eine DIY-Universalplatine und Bausätze, mit der sich noch verfügbare Komponenten nutzen lassen. Auch die Make aus dem Heise-Verlag verschenkt solche Platinen.

Abstand, Masken und Aerosole

Abstand, Masken und Aerosole
Abbildung nach https://tquev.github.io/covid-19/

Was haben Hygienemaßnahmen, Abstandsregeln und Masken gemeinsam?

Richtig, diese Maßnahmen helfen uns, das Ansteckungsrisiko zu verringern und damit die für den zukünftigen Pandemieverlauf so wichtige Reproduktionszahl R zu verkleinern. Die Zahl R ist ein Maß dafür, wieviele weitere Menschen eine infizierte Person ansteckt. Ist R>1, so sehen wir einen exponentiellen Kankheitsverlauf in der Gesellschaft und müssen wieder stärkere Maßnahmen (Schulschließungen) befürchten. Fachleute sprechen von einer jahrelang möglichen "Hammer und Tanz"-Strategie. Hintergründe dazu und verschiede Szenarien finden sich in der liebevoll illustrierten interaktiven Lerneinheit von Marcel Salathé und Nicky Case, auf deren Idee auch die nebenstehende Abbildung basiert.

Ziel muß es sein, die Zahl R unter 1 zu drücken, d.h. dafür zu sorgen, dass ein Infizierter im Laufe seiner Erkrankung weniger als eine weitere Person ansteckt. Überall dort, wo Abstandsregeln und Mund-Nasen-Bedeckungen nur schwer umsetzbar sind (z.B. im Schulunterricht), brauchen wir ein weiteres Werkzeug dazu.

Und hier bietet sich das Monitoring des CO2-Gehaltes in der Innenraumluft an.

Bilderrahmen mit Ampel
In einem Bilderrahmen eingebaut, symbolisiert ein leuchtender Neopixel-Ring das potentielle Infektionsrisiko.
Anzeigeoptionen
Neben Neopixel-Streifen können verschiedene Feather-Wings zur Anzeige genutzt werden. Entsprechende Ardublock-Elemente finden sich im Werkzeugkasten "Externe Interfaces" auf der linken Seite der Ardublock-GUI (Foto: G. Burger).
Verdrahtung Octi
Der Octopus wird mittels Grove-Kabel mit dem Sensor verbunden. Foto: G. Burger
Kunstobjekt
Wer möchte, der kann zur Anzeige auch ein selbstgedrucktes 3D-Kunstobjekt verwenden. Dann ändert der Kopf des Kolibris seine Farbe in Abhängigkeit des Infektionsrisikos. (Klicken um näheres zu erfahren). Die Vorlage von Damian Riggert findet sich unter https://www.thingiverse.com/thing:3102443

Kein CO2-Sensor verfügbar, was tun?

Besitzer eines Octopus mit Bosch BME 680 Umweltsensor können den eingebauten VOC-Sensor (volatile organic compounds, flüchtige organische Komponenten) nutzen, um CO2 abzuschätzen (CO2-Equivalent).

Das Funktionsprinzip: Beim Gasaustausch in der Lunge sind nicht nur CO2 und Sauerstoff beteiligt, sondern es gehen weitere Blutbestandteile in die Luft über. Diese organischen Komponenten führen zu einer erhöhten VOC-Konzentration der ausgeatmeten Luft. Ein Software-Sensor in der BSEC-Bibliothek des BME 680 rechnet diese in equivalente CO2-Konzentrationen um. Wir messen damit also nur das von Personen ausgeatmete CO2, das CO2 einer Sprudelflasche könnte dieser Softwaresensor nicht detektieren. Ein Effekt, der für unsere aktuelle Anwendung geradezu ideal passt. Allerdings sollen die Nachteile hier nicht verschwiegen werden: Auch andere VOC-Quellen (Desinfektionsmittel, Alkohol, Mundgeruch, Formaldehyd) verfälschen die Messung. Ggf. müssen die Alarmgrenzen also etwas angepasst werden.  Mehr Informationen und Hintergründe zu VOC in Schulen z.B. im Leitfaden für die Innenraumhygiene in Schulgebäuden des Umweltbundesamtes.

Hinweis: Der Software-Sensor benötigt einige Zeit zur Selbstkalibrierung. Der Zustand der Kalibrierung wird im Sensorkanal "IAQ Accuracy"  angezeigt. (Accuracy 0: Sensor nicht stabil bis Accuracy 3: Sensor erfolgreich kalibriert). Weitere Information dazu hier. So ein Softwaresensor ist jedenfalls ein tolles Beispiel für den Einsatz von Modellbildung und Machine Learning.

 

 

Risiko-Ampel mit BME680
Der Bosch Umweltsensor kann VOC detektieren und mittels BSEC-Lib in CO2 umrechnen. Dazu benötigt der Sensor einige Zeit der Selbstkalibrierung. Richtig vertrauenwürdig sind die Messungen also erst nach ein paar Stunden.

Schul-Dashboard, Fernüberwachung und Klimaschutz

Dank IoT-Superblöcken, können wir die Messergebnisse im Internet sichtbar machen. Nur schulintern, oder sogar weltweit. Einfach per WLAN ins Internet und über die Thingspeak-Datenplattform mitloggen / visualisieren. So ist die Historie eines jeden Raums jederzeit im Blick, einem Lüftungswettbewerb steht also von technischer Seite nichts entgegen. Der Thingspeak-Server von Mathworks erlaubt sogar die Nutzung von Matlab zur statistischen Auswertung oder zur Modellierung von Vorhersagen (näheres zu mathematischen Modellen und Matlab hier). Auch grafische Elemente (Gauge) sind integrierbar. Neugierig? Alles weitere hier.

Und als möglicher Ausblick: Gäbe es eine entsprechende Infrastruktur, so könnte unsere Ampel auch selbst das aktuelle Infektionsgeschehen in unserem Landkreis abfragen. Wir könnten die Warngrenzen also ans aktuelle lokale Risiko adaptieren.

Die CO2-Konzentration allein sagt noch nichts über das Infektionsrisiko. Wichtige Kenngröße ist natürlich auch die Anzahl der im Raum befindlichen Personen. Sind wir selbst die alleinige CO2-Quelle (Einzelbüro), so gibt es auch bei hoher Konzentration kein hygienisches Risiko. Dank Pax-Counter kennen wir aber sogar die Belegung der einzelnen Räume. Ein Pax-Counter zählt anhand der MAC Adresse des WLAN-Interfaces die im Raum befindlichen Smartphones (näheres zum Pax-Counter hier).

Thingspeak CO2 Messung
Ein einfacher IoT-Superblock reicht, um unsere Daten in der Cloud zu speichern. Dazu vorher einen Kanal am Thingspeak-Server einrichten. Der API-Key dient zur Autorisierung.
Dashboard für die Schule
Ein Dashboard bietet stets den aktuellen Überblick über die Messwerte in den einzelnen Räumen.
Thingspeak mit Pax-Counter
Der Pax-Counter nutzt das WLAN Interface um nach AP-Requests zu suchen. Die MAC Adressen erlauben eine Abschätzung der im Raum befindlichen Personen. Zur Übertragung ins Thingspeak, muß das WLAN-Interface wieder Kontakt zum eigenen Access-Point aufnehmen.
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